Kategorien
Bergsteigen

Der Berliner Hoehenweg

Nachdem ich im Sommer und Herbst zu sehr mit Wohnungssuche und Auswandern beschäftigt war, möchte ich spät aber doch meinen Beitrag über den Berliner Höhenweg nachreichen.

Die Idee den Höhenweg zu absolvieren kam mir erstmals als ich einen Bericht über den Höhenweg in Alpenvereinsmagazin Bergauf las. Dort wurde er als hochalpiner, wunderschöner Höhenweg beschrieben. Besonders hervorgehoben wurden außerdem der gute Zugang zum Wanderweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Dann, etwa Anfang Juni diesen Jahres, sah ich schon langsam Ende am Licht des Tunnels zu meinem Bachelor Abschluss. Nach einem akademischen Jahr voller Prüfungen, Laborübungen und der Bachelorarbeit war die Zeit endlich reif eine Auszeit zu nehmen. Beim Grübeln was ich unternehmen sollte, kam mir der Berliner Höhenweg wieder in den Sinn. Ich suchte das entsprechende Bergauf Magazin und las den Artikel nochmal. Perfekt, das wird es werden!

Am 3. Juli ging es dann los. Während des frühen Vormittags im Zug nach Salzburg und dann weiter nach Jenbach. In Jenbach stieg ich nochmals um. Diesmal in die Zillertalbahn. Diese Schmalspurbahn bringt einen bis nach Mayrhofen im Zillertal. Die Bahn wird auch von der OEBB betrieben, die Fahrt kann also gleich mit dem Bahnticket mit gekauft werden. Nach einer Stunde in der Zillertalbahn kam ich in Mayrhofen an. Dort machte ich mich auf den Weg in das Ortszentrum um eine Wanderkarte und noch ein paar Lebensmittel einzukaufen. Danach ging ich zurück zum Bahnhof wo schon David auf mit wartete. David war Austauschstudent an der TU Graz letztes Semester und er war eigentlich schon fast auf den Weg heim nach Frankreich. Er wollte allerdings noch die Alpen erleben.

1.    Tag

Von Mayrhofen nahmen wir den Bus nach Finkenberg. Dort stiegen wir bei der Teufelsbruecke aus. Nach kurzer Orientierungsphase und Wegfindung wanderten wir los Richtung Gamshütte. Der Weg war wie alle Wege des Alpenvereins ausgezeichnet markiert. Wir machten in zweieinhalb Stunden ca. 1200 Höhenmeter. Was genug über den akuten Anstieg sagen sollte. Nach überschreiten der Waldgrenze  waren es noch etwa eine halbe Stunde bis zur Gamshütte. DSC_0028

Dort angekommen, erkundeten wir die Umgebung ein wenig und machten ein paar Aufnahmen. Die Hütte wurde damals gerade außen renoviert und der Wirt zündete von den Holzresten ein Feuer an. Das Feuer erzeugte meiner Meinung nach ein sehr besinnliche Stimmung. DSC_0036 Für mich war es das erste mal, am Lagerfeuer zu sitzen auf 2000 Höhenmetern und dabei den Sonnenuntergang zu genießen. Man konnte auch noch bis lange nach Sonnenuntergang die Gletscher sehen.

2.    Tag

Nach einer Nacht guten Schlafes und einem ordentlich Frühstück ging es weiter in Richtung Friesenberghaus. Die Tour war mit veranschlagten sieben bis acht Stunden eine der längsten des gesamten Höhenweges. Zuerst ging es für etwa eine dreiviertel Stunde steil bergan bis zum Kareck. DSC_0041

Danach verlief die Tour relativ flach bis zur Grauen Platte. Die Graue Platte dürfte ihren Namen von ihrem Aussehen haben. Unendlich viele Felsbrocken breiten sich wie ein Teppich über die Almwiese. DSC_0048 Nach der Grauen Platte startete es leicht zu regnen und ging in nieseln über und später wieder in Regen. Bergab gehend bis auf ca. 1865 Meter Meereshöhe erreichten wir die Feldalpe. Von dort stieg der Weg wieder an bis zur Kesselalpe und weiter bis zum Wesendlkarsee. DSC_0063 Der See erschien total schwarz und liegt direkt an einer Felswand. Das Wasser war komplett schwarz und es schwammen immer noch Eisbrocken  darin. Vom Wesendlkarsee war es dann noch ca. eine Stunde bis zum Friesenberghaus bei leichtem Anstieg und leichtem Regen. Auf der ganzen Wanderung kreuzten wir unzählige Bäche die von Schmelzwasser gespeist wurden.

Im Friesenberghaus wurde die Ausrüstung zum Trocknen in der Gaststube aufgehängt, da der Trockenraum außer Funktion war. Der Wirt heizte den Kachelofen an und bald war es wohlig warm. Nach einem wärmenden Essen und einer Dusche war es Zeit ins Bett zu gehen.

3.    Tag

Gleich neben dem Friesenberghaus befindet sich der Friesenbergsee, welcher noch nahezu komplett zugefroren war. Am Vortag hatte ich den See kaum bemerkt. Die Eisschmelze schritt jedoch voran und so entstand ein Bach der talwärts Richtung Schlegeisspeicher floss. Wir folgten dem Verlauf des Wassers und trafen nach einer Stunde auf eine Schar Kühe, die eingezäunt weideten und die Ruhe genoßen. Nach einer weiteren halben Stunde erreichten wir den Schlegeisspeicher. Laut Tourenbeschreibung für den Berliner Höhenweg, würde man den Speicher erst während der nächsten Tour besuchen. David musste jedoch zurück nach Graz, da er noch eine Prüfung absolvieren musste. Darum entschieden wir uns beide direkt vom Friesenberghaus abzusteigen und er wollte dann den Bus Richtung Mayrhofen nehmen. DSC_0088

Nachdem ich mich von David verabschiedet hatte, startete ich Richtung Furtschaglhaus los. Dafür muss man erst mal den Schlegeisspeicher umgehen, was in einem ca. vier Kilometer langem Marsch verbunden ist. Danach kreuzt man einen breiten Bach mit Schmelzwasser, der den Hauptzufluss des Speichers bildet. Weiter geht es flach Richtung Osten bis man auf den Zustieg zum Furtschaglhaus trifft. Von dort stieg der Weg steil an. Nach etwa einer halben Stunde tauchen die ersten Wasserfälle auf, die man auf diesem Abschnitt oft zu Gesicht bekommt. DSC_0094 Ständig das Rauschen des Wassers im Ohr erreichte ich nach ca. zwei Stunden vom Schlegeisspeicher das Furtschaglhaus.

Dort gönnte ich mir das Bergsteigeressen des Tages, was für den Tag Schinkennudeln darstellten. Ich unterhielt mich mit einem Bergsteiger der versucht hatte auf die Berliner Hütte überzusteigen. Er erzählte mir, dass es noch sehr schwierig sein würde, man die Markierungen wegen der Schneefelder noch nicht vernünftig sehen konnte. Der Bergsteiger kehrte von seinem Versuch zurück als er auf die ersten Schneefelder stieß, da er keine Schneeausrüstung dabei hatte. Dann meinte der Hüttenwirt jedoch, dass schon ein paar Bergsteiger von der Berliner Hütte herübergekommen wären und das es schon möglich ist. Nachdem die Zeit noch nicht sehr fortgeschritten war und ich unbedingt weiterziehen wollte, startete ich von Neuem los. Diesmal über das Schönbichler Horn in Richtung Berliner Hütte.

Der Anstieg vom Furtschaglhaus in Richtung Schönbichler Horn war anfangs mäßig steil und wurde aber zunehmend steiler. Die ersten Schneereste tauchten nach ca. einer Stunde auf. Als ich die Schneefelder erreichte, war es ungefähr 14 Uhr. Der Schnee war schwer und nass von der Sonne die den ganzen Tag schien. Ich konnte sogleich die Spuren einiger Bergsteiger finden und feststellen, dass diese mit dem Weg übereinstimmten. Ich betrat mein erstes Schneefeld für diesen Tag und versuchte in die Trittspuren der Vorgänger zu steigen, was relativ gut gelang. Nach zwei Stunden mühseligem Wegsuchen und Schneefeldbegehungen erreichte ich das Schönbichler Horn mit seinen 3133 Metern über dem Meere. Der Ausblick war sagenhaft. Mir kam vor, dass mein Weitwinkel Objektiv nicht im Stande war auch nur einen Hauch dessen, was mir dargeboten wurde einzufangen. DSC_0095

Am Gipfel traf ich auf zwei Bergsteiger die von der Berliner Hütte kommend Richtung Furtschaglhaus weiterwollten. Sie meinten, dass der Abstieg zur Berliner Hütte zwar schwierig, aber durchaus möglich sei. Also begann ich meinem Abstieg auf der Nordseite des Gipfels und folgte weiter den Spuren der vorangegangenen Berggeher. Die Spuren im Schnee waren bis dato exakt dem Wegverlauf gefolgt und darum vertraute ich den Spuren nahezu blind.

Dies führte jedoch dazu, dass ich vom tatsächlichen Wegverlauf abdriftete. Ich folgte den frischen Spuren in einem Schneefeld und stand vor dem Aus als ich das Ende des Schneefeldes erreichte. Verzweifelt versuchte ich den Weg zu finden, jedoch tauchten keine Markierungen auf. Ich schnallte den Rucksack ab und checkte die Karte. Ich fand heraus, dass ich einem Schitourenweg gefolgt war. Dies und der Fakt, dass ich mich in einem Kessel befand, es also nur einen „Ausgang“ gab, stimmten mich mit Zuversicht. Ich hielt Ausschau nach Steinmännchen und fand schließlich welche, die mir den Weg bis zurück zum eigentlichen Pfad wiesen. Nach einer eineinhalbstündigen, gemütlichen Bergabwanderung erreichte ich die Berliner Hütte, die ich schon von Weiten bewundern konnte. Das „Hotel Berlin“ stand wie ein langersehntes Ziel vor mir, dass ich endlich gefunden hatte. DSC_0107

Ich verstaute meine nassen Ausrüstungsgegenstände in der Trockenkammer und bezog mein Zimmer. Danach ging ich noch in die Gaststube, wo ich mir ein deftiges Abendessen gönnte. Soweit ich mich erinnere, ging ich um ca. halb acht zu Bett. Ich war total geschlaucht.

4.    Tag

Am nächsten Morgen war erst mal Frühstück angesagt und dann musste ich mich um meinen Fuß kümmern. Am Vortag hatte ich irgendwie ein Stück Eis in meinen Schuh bekommen, das mir ein offene Wunde am Fuß zufügte. Nachdem ich mit der Hüttenwirtin gesprochen hatte, und sie meinte das der Übergang zur Greizer Hütte auch noch von Schneefeldern bedeckt ist, entschied ich mich ins Tal zurück zuwandern und meinen Fuß nicht weiter zu strapazieren. Ich verband die Wunde und machte mich auf den Weg talwärts.

Der Weg verlief weitgehend auf einer Forststraße, die zur Versorgung der Berliner Hütte und ihren Nachbarhütten genutzt wird. Nach etwa drei Stunden erreichte ich das Gasthaus Breitlahner. Direkt beim Gasthaus befindet sich eine Bushaltestelle von wo mich der Bus bis nach Mayrhofen brachte. Von dort nahm ich den Zug nach Jenbach und weiter über Salzburg nach Zipf. Während der Zugfahrt ließ ich die Erinnerungen dieser tollen Tour auf mich wirken. Ich war jedoch froh abgebrochen zu haben. Mein Fuß sollte etwa eine Woche brauchen um wieder halbwegs belastbar zu sein.

Links

Eine Antwort auf „Der Berliner Hoehenweg“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert